Die vier wichtigsten Erkenntnisse der ersten Biden-Trump-Debatte

Die erste TV-Debatte der US-Präsidentschaftswahl 2024 zwischen Joe Biden und Donald Trump fand vergleichsweise früh statt – noch vor den Nominierungsparteitagen der Demokratischen und Republikanischen Partei. Was Wahltaktik der Biden-Kampagne gewesen sein dürfte, könnte nun nach hinten losgegangen sein. Doch das ist nur eine Erkenntnis aus der Debatte vom 27. Juni.

Es geht auch zivilisiert

Im Gegensatz zum ersten TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl 2020 blieb die jetzige TV-Debatte vergleichsweise ruhig. Vor vier Jahren eskalierte die Debatte stellenweise völlig. Beide Kandidaten fielen sich immer wieder gegenseitig ins Wort und beleidigten den Gegenüber, der Moderator verlor die Kontrolle.

All das blieb dank der Regel aus, dass nur die Mikrofone des Redenden angeschaltet waren. Kommentare der Gegenseite waren keine zu hören, auch wenn gelegentlich zu sehen war, wie Joe Biden versuchte, etwas zu sagen.

Das Resultat war eine gesittetere Debatte zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten.

Moderator:innen ignorierten Trumps Unwahrheiten

Gleichzeitig ließen die Moderator:innen Jake Tapper und Dana Bash von CNN Ex-Präsident Trump freien Lauf, reihenweise Unwahrheiten zu propagieren. Beispielsweise behauptete er, die Demokrat:innen würden Abtreibungen sogar nach der Geburt erlauben wollen, am 6. Januar 2021 habe die Polizei die Demonstrant:innen ins Kapitol geführt und Biden habe Millionen vom Migrant:innen Zugang in die USA verschafft.

Einen Fact-Check von Seiten des Senders gab es nicht. Vielmehr wurde diese Aufgabe Joe Biden überlassen, der über große Strecken damit beschäftigt war, Trumps Aussagen zu widerlegen und immer wieder sagte, dass Trumps Aussagen unwahr oder gelogen seien.

Auch war Trump oft ausweichend oder ignorierte die Fragen der Moderator:innen sogar komplett – darunter auch die Frage, ob er das Ergebnis der diesjährigen Wahl anerkennen würde.

Zweifel an Bidens Eignung für die Präsidentschaft bleiben

Wenn Bidens Ziel mit der frühen Debatte war, Zweifel auszuräumen, sein Alter wäre ein Problem, ist ihm das nicht gelungen. Vielmehr dürften die Rufe nach einer Alternative zum Amtsinhaber aus dem demokratischen Lager neu aufflammen.

Körperlich wirkte Biden fragil, seine Stimme leise. Gleichzeitig zeigte er sich mental von seiner besseren Seite. Ob Inflation, Grenzschutz oder Abtreibung: Wenn es um die Fakten ging, war Biden fit aber nicht frei von Patzern. Gelegentlich stolperte der Amtsinhaber allerdings über seine eigenen Worte und verlor sogar gänzlich den Faden.

Trump versuchte ihm das immer wieder vorzuhalten: „Ich weiß nicht, was er gesagt hat, und ich glaube auch nicht, dass er weiß, was er gesagt hat.“

Kandidaten debattieren die Vergangenheit

Keinem der beiden Kandidaten gelang es, eine deutliche Vision für die Zukunft darzulegen. So blieben beide Kandidaten etwa verhalten, wenn es darum ging, wie die Inflation zu bekämpfen ist und die Wirtschaft angekurbelt werden soll oder wie vorhaben, mit der zunehmenden geopolitischen Instabilität umzugehen.

Vielmehr blieben beide in der Vergangenheit verhaftet. Trump bezeichnete Biden wiederholt als „schlechtester Präsident in der Geschichte unseres Landes“. Biden wiederum hielt Trump vor, wie seine Entscheidungen dem Land geschadet hätten.

Letztendlich war die Debatte ein Spiegel des aktuellen Wahlkampfs: Zwei Präsidenten sehr fortgeschrittenen Alters, deren zweites Aufeinandertreffen vor allem durch Warnungen der Wiederwahl des jeweiligen Kontrahenten geprägt ist.

Die erste TV-Debatte als Video:

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